Was ist eine "Brüdergemeinde"?

Die christliche Welt ist sehr groß. Es gibt mehr als 50.000 Konfessionen und Sekten. Wir erheben keineswegs den Anspruch, die einzigen "Gerechten", "Heiligen" oder die einzigen zu sein, "die die absolute Wahrheit Gottes besitzen". Im Gegenteil, wir lehnen diese Mentalität ab, die einen typischen Sektengeist widerspiegelt.

Wir legen wenig Wert darauf, einen konfessionellen Namen zu tragen, denn wir glauben fest daran, dass das Heil allein in Jesus Christus liegt und nicht in einer Konfession oder Kirche. Allerdings identifizieren wir uns mit der christlichen "Denomination", die als die "Brüdergemeinden" bekannt ist.

Die Bewegung der «Brüdergemeinden» entstand ab 1820 und wurde nicht als Konfession mit einem gut formulierten und ausgearbeiteten Glaubensbekenntnis geboren. Aber sie entstand als Erweckungsbewegung innerhalb anderer evangelikaler Konfessionen, die aus der protestantischen Reformation hervorgegangen sind. In Wirklichkeit handelte es sich also um kleine und verschiedene unabhängige Gruppen, die in verschiedenen Ländern wie der Schweiz, Irland, England und Italien entstanden sind.

Erst nachdem sie völlig unabhängig voneinander entstanden waren, fanden sich diese Gruppen zusammen und erkannten, dass sie die gleichen Ziele verfolgten (z.B. die Rückkehr zu einem systematischen Bibelstudium, das allgemeine Priestertum aller Gläubigen, die Ablehnung einer kirchlichen Hierarchie usw.).

Es stimmt aber auch, dass es unter ihnen verschiedene Standpunkte gab, die im Widerspruch zueinander standen. Da sie sich jedoch in den wichtigen theologischen Überzeugungen einig waren, beschlossen sie, in Gemeinschaft miteinander zu leben. Aus diesem Grund beschlossen sie, sich einfach "Brüderversammlungen" zu nennen.

In England wurden sie ursprünglich «Plymouth Brethren» genannt, da die erste englische «Versammlung», die unter anderem von John Nelson Darby organisiert wurde, 1831 in Plymouth stattfand. Mehrere Historiker glauben, dass die älteste "Versammlung" der englischsprachigen Welt 1825 in Dublin war, wobei auch Bristol eine wichtige Rolle spielte. Parallel zu den britischen Anfängen entstanden die Brüder auch in der Schweiz - die Assemblée de la Pellisserie in Genf geht auf das Jahr 1823 zurück - während die Bekehrung des Grafen Piero Guicciardini (1808-1886) in der Toskana im Jahr 1836 erfolgte.

Die Geschehnisse der britischen Brüder spielten eine wichtige Rolle, aber die Vielfalt der historischen Ursprünge der Brüder sollte nicht vergessen werden. Zu den frühen Pionieren gehörte Henry Craik (1805-1866), der als brillanter Prediger hervortrat; Anthony Norris Groves (1795-1853) widmete sich der internationalen Mission und legte damit den Grundstein für die weltweite Ausbreitung der Bewegung, während George Müller (1805-1898) das berühmte Ashley-Down-Waisenhaus in Bristol gründete, das eine nicht unbeträchtliche Reihe von wohltätigen und sozialen Aktivitäten einleitete.

In Italien entstand die Bewegung 1833 in der Toskana und wurde von den Grafen Piero Guicciardini aus Florenz und Teodorico Pietrocola Rossetti aus den Abruzzen (1825-1883) angeregt, neben denen auch Bonaventura Mazzarella (1818-1882) zu erwähnen ist. Mazzarella zählte sich zwar formell nicht zu den Kirchen, die später die "Brüderversammlungen" bilden sollten, aber er teilte deren ekklesiologischen Ansatz und arbeite eng mit Guicciardini und Rossetti zusammen.

Diese hatten während ihrer Exilzeit in England Kontakt zu den Brüdergemeinden gehabt. Guicciardini, der gegenüber den englischen Brüdern, einen bemerkenswerten Geist der Unabhängigkeit an den Tag legte, vermittelte den Brüdergemeinden in Italien eine kritische Haltung gegenüber der hierarchischen Organisation des kirchlichen Lebens. Die Ordination von Pastoren wurde abgelehnt, während die Leitung "Dienern" anvertraut wurde, deren Funktion sich aus den "Gaben" ergaben, die der Geist in den Versammlungen frei verteilt. Aus diesen Personen werden dann die von den Versammlungen anerkannten "Ältesten".

Von der Toskana aus verbreitete sich die Bewegung im Piemont und nahm dann einen nationalen Charakter an, wobei sie in einigen Regionen auf die Arbeit englischer Missionare wie Thomas B. Harding (1884-1975), dessen Arbeit für die Präsenz der Brüder in den Marken von entscheidender Bedeutung ist, oder John Anderson (1857-1921).

Im Laufe der Jahre breitete sich die Bewegung in vielen Ländern der Welt aus und führt bis heute dasselbe Prinzip durch, nämlich «Einheit in den wesentlichen Dingen und Gedankenfreiheit in den unwesentlichen Dingen. » Das ist der Grund, warum man über einige biblische Aspekte Unterschiede findet, weil man erkannt hat, dass unsere Erkenntnis Stückwerk ist (1 Kor 13,9) und wir nicht immer alles und vollkommen aus dem Wort Gottes richtig verstehen zu können.

cg-ruchheim.de